Unterdessen ist ein neues Projekt gestartet, welches sich mit der Frage beschäftigt, wie sich Ökosysteme langfristig entwickeln. Praktisch bekannt sowie über längere Zeit untersucht ist bislang im Grunde bloß ein Beispiel: die Biosphäre der Erde. Andere, davon garantiert unabhängige Lebensformen wurden bisher nicht gefunden.
Ferner stellt sich auch bei der Biosphäre der Erde noch immer die Frage, wie Leben entstanden ist, also irgendwie auf der Erde oder doch in einer komplett anderen Umgebung auf Asteroiden - oder falls es auf anderen Planeten entstanden ist, ist erst über lange Zeiträume durch Asteroiden oder sonstige Planetentrümmer nach einer Reise von Millionen von Jahren auf die Erde verirrt hat, so stellt sich doch die Frage, unter welchen Bedingungen sich das erste Leben als Ursprung entwickelt haben mag.
Ein weiterer Ansatz ist die Frage nach dem Leben allgemein, wie sich dies charakterisieren läßt, also möglichst unabhängig vom aktuell bekannten Befund der irdischen Biosphäre. Auch hier gibt es verschiedene Ansätze, um Leben zu erkennen, beispielsweise als Prozesse, welche durch Entropieerhöhung der Umwelt die eigene Entropie verringern, sich damit von einfachen chemischen Formen zu komplexen, selbst organisierten, sich vermehrenden Entitäten entwickeln, welche sich durch die Struktur klar von ihrer Umgebung unterscheiden, abgrenzen.
Bei dem nun beginnenden Projekt der Simulation von Umgebungen, in welchen sich einfaches Leben virtuell entwickelt, wird ein statistischer Ansatz verfolgt: Einerseits werden viele Simulationen mit denselben Anfangsbedingungen gestartet, um zu gucken, wie konvergent oder auch divergent Entwicklungen ablaufen. Andererseits werden viele Simulationen mit unterschiedlichen Umgebungen gestartet, um zu ergründen, wie schnell es bei welchen Anfangsbedingungen zu Leben kommt - und ob überhaupt.
Die Statistik mag hier also zu Hypothesen führen, ob es wahrscheinlich ist, daß Leben auf ganz andere Weise entstehen kann, also hinsichtlich der chemischen Basis, jedoch ebenso hinsichtlich der Kodierung von Erbinformation.
Die Streuung der Ergebnisse bei identischen Anfangsbedingungen wiederum zu Hypothesen führen, wie wahrscheinlich es ist, in anderen Sonnensystemen auf Konvergenzen bei der Entstehung des Lebens zu stoßen.
In vielen fiktionalen Geschichten stoßen die Weltraumforscher ja immer wieder auf ziemlich menschenähnliche oder intelligente Außerirdische. Dies impliziert ja eine gewisse Konvergenz der Entwicklung, was zunächst einmal nüchtern betrachtet wie ziemlich alberne Phantasterei wirkt. Selbst auf der Erde hat es nun gerade einmal eine Spezies unter Milliarden zu einer technologischen Entwicklung gebracht - gefährdet dabei trotz oder gerade wegen Intelligenz die Beteiligung der Spezies an der langfristigen evolutionären Entwicklung auf dem Planeten. Unter diesem Gesichtspunkt scheint es so wahrscheinlich gar nicht, unter den gegebenen einschränkenden Bedingungen wie Lichtgeschwindigkeit, Abstände von Planetensystemen, Zeitraum für die Fähigkeit der Analyse von Spektren ferner Systeme, daß man auf ähnliche Intelligenzen stoßen wird.
Mit den Simulationen soll nun also ein Eindruck gewonnen werden, mit einer wie großen Variabilität des Lebens zu rechnen ist, die konvergent oder divergent Entwicklungen bei ähnlichen sowie grundverschiedenen Anfangsbedingungen sind.
Spieler wie Experten sind eingeladen, Anfangsbedingungen für Simulationen zu formulieren. Dank der beschleunigten Entwicklung in unseren Szenarien, welche auf zentralen Großrechnern laufen, ist relativ zeitnah mit interessanten Beobachtungen zu rechnen. Die Entwickler und Betreuer des Projektes rechnen damit, daß in Laufe des Betriebes erst neue Ideen aufkommen werden, welche weiteren Anfangsbedingungen lohnenswert für eine Untersuchung sein könnten. Insbesondere im Vergleich unterschiedlich gewählter Anfangsbedingungen können hier Spieler in einen Wettstreit treten. Weil gottgleiche Eingriffe in den Verlauf Ergebnisse verfälschen würden, sind diese allerdings ausgeschlossen, weshalb hier in Bezug auf die Spieler also eher mit einem kontemplativen, meditativen Verlauf zu rechnen ist, keineswegs mit einem rasanten Wettstreit um die spektakulärsten Entwicklungen durch ständige Eingriffe oder Hilfestellungen. Dieser Spaß kommt vielleicht einmal später in Betracht, wenn die bisherigen Ansätze solide Grundlagen geliefert haben.