Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn.
Erasmus von Rotterdam
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Bevor es an das Erstellen der relativ einfachen OPF- und NCX-Datei etc geht, ist vermutlich deutlich mehr Aufwand damit verbunden, irgendwelchen Inhalt zu produzieren. Natürlich wird dieser Artikel nicht bis ins Detail erläutern, was am besten wie zu schreiben ist. Das haben schon andere versucht und die Ergebnisse sind zu oft stereotype Bücher, die auf verfeinerten Kochrezepten beruhen, die bei der Belletristik letztlich allesamt auf die alten Griechen oder noch ältere Kulturen zurückgehen.
Bertolt Brecht und andere haben ja längst gezeigt, daß man nicht zwangsläufig immer im Stil der alten Griechen nach Jahrtausende altem Rezept schreiben oder filmen muß - man kann sich auch kreativer mit dem Thema Literatur auseinandersetzen und muß nicht unbedingt für die Schublade schreiben - also entweder nur die eigene, oder für eine, in die man dann gesteckt wird.
Allerdings ist auch klar, was mindestens seit den alten Griechen funktioniert, ist auf den
Geschmack der Masse abgestimmt, was zumindest eine Grundlage dafür sein kann, leichter
ein großes Publikum zu bekommen. Und wer läßt sich nicht gerne auch einfach mal im
Seichten und Läßlichen treiben?
Wer ein Autor originärer Werke sein oder werden will
und nicht nur ein Adaptierer Jahrtausende alter und
durchgekauter Themen und Schreibtechniken,
der sollte wohl auch mal etwas Neues wagen.
Digitale Medien bieten dafür zumindest auch ein paar neue Möglichkeiten,
neue Ideen anders oder überhaupt umzusetzen.
Jedenfalls, wer als Autor noch nicht auf 'Du' mit XHTML oder Computern
selbst ist, sollte sich erstmal nicht an solch technischen Details festfressen.
Schreiben kann man nicht nur auf dem Rechner.
Wem das mehr liegt, der schreibt erstmal auf einem Stapel Papier und
tippt es dann später mit einem Texteditor in den Rechner ein.
Oder wenn ein Autor gerne mit dem Rechner arbeitet,
aber nicht sehr vertraut mit XHTML ist, tippt dieser vielleicht erstmal alles in
Klartext ohne jegliches XHTML ein und kümmert sich erst später darum,
den Text in ein XHTML-Dokument zu verwandeln.
Also sollte der Autor im Zweifelsfalle erst einmal keine Gedanken auf die technische
Umsetzung verschwenden, wenn das davon ablenkt, den eigentlich relevanten Text zu schreiben.
Schon so mancher hat sich über Wochen um technische Details gekümmert,
ohne auch nur um einen einzigen Absatz weiterzukommen, ein Phänomen,
welches auch besonders häufig bei Novizen zu beobachten ist,
die gerade ihr erstes oder zweites Buch in Angriff nehmen,
etwa eine Diplom- oder Doktorarbeit und sich dann dafür begeistern können,
alle möglichen Probleme zu lösen und Dinge zu lernen,
statt sich der eigentlichen Aufgabe zu stellen,
den Inhalt des Buches aufzuschreiben.
Mit technischen Kleinkram kann sich ein Autor natürlich auch wunderbar
um die Erkenntnis drücken, daß er inhaltlich einfach nicht weiterkommt,
was aber das eigentliche Problem nicht löst,
sondern nur mit Geschäftigkeit verdrängt.
Durch solch eine Aufgabentrennung zwischen Text schreiben und konkreter technischer Umsetzung kann ein Autor sich viel leichter auf das Wesentliche konzentrieren - den Text zu schreiben, den er eigentlich schreiben will und sich davon nicht durch technische Probleme oder dekorative Fragen ablenken zu lassen, die immer noch gelöst werden können, wenn einem gerade nichts einfällt oder wenn eine kreative Pause eingelegt werden soll.
Da das Endergebnis sowieso ein digitaler Text sein soll, ist es auch egal, wo man mit dem Schreiben beginnt, erstmal also festhalten, was einem einfällt. Es ist später kein Problem, die digitalen Textfragmente in der gewünschten Reihenfolge zusammenzusetzen oder das bereits notierte Textrohmaterial später weiterzuverarbeiten. Das ist ein großer Vorteil gegenüber der Situation im letzten Jahrhundert, als man noch alles mit einer Schreibmaschine eintippen mußte. Oder noch früher, als Setzer und Buchdrucker gebraucht wurden, um einen eigenen Text in ein Buch zu verwandeln.
Sinnvoll ist natürlich immer, ein Konzept zu notieren, eine Kurzzusammenfassung, in
der für den Autor selbst festgelegt wird, um welches Thema es geht, welche Ziele
und Ideen mit dem Text verfolgt werden sollen, wie der Handlungsablauf grob aussieht.
Auch eine Kurzzusammenfassung für andere hilft, um die eigenen Gedanken zu ordnen
und eine klare Linie in die eigenen Gedanken zu bekommen.
Nicht nur bei Sachtexten wird auch der Autor selbst von einem Inhaltsverzeichnis profitieren, dessen Punkte dann beim Schreiben abgearbeitet werden können -
oder eben auch ergänzt und umgestellt werden können.
In der Belletristik ist es natürlich auch hilfreich, sich Hilfstexte zu erstellen, um die wesentlichen Charaktere und Personen des Buches in eine feste Form zu gießen. Solche Hilfstexte können beim Schreiben immer wieder hergenommen und verglichen werden, um den eigentlichen Text auf Konsistenz hin zu optimieren. Zudem, wenn schon im eigenen Hilfstext steht, daß die Hauptperson etwa ein unsympathischer, einsamer, cholerischer Widerling ist, der streng riecht und böse guckt, wird dies beim Schreiben der Handlung nahezu automatisch einfließen, und die Geschichte wird mit den passenden Details ausgeschmückt, die die Hauptperson aus der Handlung heraus charakterisieren, statt wirklich im eigentlichen Text einfach nur hinzuschreiben, welche Eigenschaften der Hauptperson zugedacht sind.
Hinsichtlich des Schreibens von ausgezeichneten Texten, also das Schreiben mit Auszeichnungssprachen - was noch nichts über die inhaltliche Qualität aussagt, aber es zumindest ermöglicht, mit einem digitalen Dokument die semantische Bedeutung des Inhalts festzuhalten, sei an dieser Stelle auf einen Text vom Autor dieses Artikels hingewiesen: Ausgezeichnet schreiben [AuS].