XHTML SVG CSS PHP

Dr. O. Hoffmann

Ausgezeichnet schreiben

Oft ist das Denken schwer,
indes, das Schreiben geht auch ohne es.

Wilhelm Busch

2004-12-12/24, 2005-01-04/08, 2005-02-05, 2005-07-02, 2007-07-01/09, 2007-12-25, 2008-04-06, 2008-11-29

Strukturierte Texte mit einer XML-Auszeichnungssprache wie XHTML erstellen

7. Besonderheiten von internet-Projekten

Gegenüber den klassischen Medien wie Buch oder Zeitschrift sind einige Besonderheiten zu beachten, teilweise bereits in den vorherigen Kapiteln erläutert.

Der Text wird von der Mehrheit der Nutzer vermutlich am Bildschirm gelesen und nicht ausgedruckt oder vorgelesen. Viele Menschen ermüdet aber das Lesen an eventuell auch noch recht kleinen Monitoren mit vielleicht nicht einmal für den jeweiligen Leser optimal eingestellten Schriftgrößen. Bei Texten, die extra für das internet formuliert werden, empfehlen sich daher kurze, kompakte, sehr einfach gegliederte Informationspunkte. Dies hilft auch den Zuhörern von Vorleseprogrammen. Breite Themengebiete werden am besten verteilt auf mehrere Seiten mit jeweils abgeschlossenen Teilthemen oder Kapiteln.

Die verschiedenen Seiten eines solchen Projektes werden in der Regel mit einem Navigationsmenü versehen, der das Einzeldokument mit dem Gesamtprojekt verknüpft. In der linearen Abfolge der Inhalte des Einzeldokumentes ist allerdings das Menü sekundär und sollte dem eigentlichen Inhalt nachgestellt werden und nicht voraus. Ein Verweis zu Beginn, mit dem ein vorangestelltes Menü übersprungen werden kann, ist nur ein zu vermeidender Notbehelf. Das Menü sollte natürlich die Strukturen des Projektes hinreichend transparent machen und ergonomisch gestaltet sein. Menschen können ungefähr um die sieben gleich strukturierte Objekten nebeneinander überschauen. Endlos lange unstrukturierte Menüs werden den Nutzer also überfordern.

Bei größeren Projekten gemessen an der Anzahl von Einzeldokumenten wird auch schnell ein Seitenindex als Nutzerhilfe eingesetzt werden, um es dem Nutzer zu ermöglichen, Kapitel direkt auszuwählen, eventuell auch nach Leseunterbrechungen, so daß sich der Leser nicht erst durch bereits gelesene Kapitel zum gesuchten Inhalt vorarbeiten muß.

Wenn der Autor und der Zeitpunkt der Erstellung oder Aktualisierung kenntlich gemacht werden und eine Kontaktadresse vorhanden ist, trägt das erheblich dazu bei, das Vertrauen des Lesers in das Dokument zu stärken. Solche Daten oder ein Verweis auf eine entsprechende Informationsseite mit diesen Information kann dem Leser also helfen, Seriösität und Aktualität des Angebotes besser einzuordnen, selbst wenn der Autor ihm nicht bekannt ist. Aus einer kurzen Vita könnter er vielleicht auch ermitteln, wie der Autor zu seiner Themenkompetenz gekommen ist. Die Angabe der Kontaktadresse ist auch für den Autor interessant, wird er doch durchaus aus Reaktionen oder Vorschlägen seines Publikums Nutzen ziehen können. So kann er besser einschätzen, ob die erhoffte Wirkung erzielt wird oder inhaltliche oder technische Probleme vorliegen, die es zu beseitigen gilt. Über elektronische Post oder die serverseitige Formularverarbeitung ist eine solche Kontaktaufnahme im internet besonders einfach. Das ist ein Grund mehr, diese Möglichkeit ausgiebig zu nutzen.

In Deutschland und in vielen anderen Ländern vermutlich auch gibt es zudem für kommerzielle oder auch nur dauerhafte Informationsangebote eine Impressumspflicht, die vorsieht, daß ein Verantwortlicher für den Inhalt mit Postadresse und Möglichkeit der elektronischen Kontaktaufnahme genannt wird.

Leider werden die angegebenen email-Adressen von einigen Irren per Suchroboter gesammelt und hernach mit Werbemüll, sogenanntem Spam überzogen. Da andererseits die Kontaktaufnahme aber wie das gesamte Informationsangebot allgemein zugänglich sein soll, empfiehlt es sich, für diese Anwendung eine eigene email-Adresse einzurichten, die über eine entsprechende Filtertechnik verfügt. Indem die Adresse etwa durch java-script oder durch Angabe in einem Pixelbild unzugänglich gemacht wird, zeigt der Autor hingegen eher seine Inkompetenz und ein mangelndes Verständnis der Zugänglichkeitsproblematik, weil seine Methoden nicht selektiv sind. Zudem spricht die bereits genannte Impressumgspflicht von unmittelbarer Zugänglichkeit für jegliche Nutzer, was ebend einer Klartextangabe in einem fehlerfrei strukturierten Dokument entspricht.

Die Fülle des Informationsangebotes im internet bedeutet eine große Konkurrenz. Viele Nutzer werden auch nur durch Zufall oder über Suchmaschinen auf das Angebot gestoßen sein. Für all diese Nutzer ist es wichtig, sich schnell einen Eindruck vom Inhalt der Seite machen zu können, ob er für sie relevant und interessant ist. Der Startseite sollte also eine knappe, passende und ehrliche Angabe zum Inhalt zu entnehmen sein, denn es hat wenig Sinn, Nutzer durch falsche Angaben zu täuschen. Es lohnt sich allerdings, potentiell interessierte Nutzer anzulocken, auch durch interessantes Layout neugierig zu machen. Auch in diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, wenn das Layout den Inhalt unterstützt, das Interesse fokussiert statt abzulenken oder gar den Inhalt zu dominieren, insbesondere, wenn das Layout mit dem Inhalt gar nichts zu tun hat. Animationen oder Signalfarben, gleich ob im Layout oder in eventuell vorhandener Werbung auf der Seite, lenken den Leser vom Inhalt ab. Insbesondere der im internet noch ungeübte Leser wird Probleme haben, solche Plagegeister abzuschalten, die ihm so Probleme bereiten werden, sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Daher sind solche konkurrierenden Angebote weitmöglich zu vermeiden. Beliebige Graphik, die nicht zum Inhalt paßt, wird auch nur ablenken statt vielleicht wie beabsichtigt aufzulockern. Für letzteres eignen sich ornamentale, abstrakte, zurückhaltende Strukturen im Hintergrund.

Überaus erhellend für einen Seitenersteller ist auch ein Test des Projektes durch eine andere Person ohne Vorkenntnisse über das Projekt:

  • Ist die Navigation wirklich transparent und hilfreich für den Nutzer?
  • Findet die Testperson in einer Suchaufgabe gestellte Inhalte zügig und intuitiv?
  • Funktioniert die Navigation wie geplant?
  • Haben alle Nutzer wirklich die gleichen Nutzungsassoziationen bei den eingesetzten Elementen wie der Seitenersteller?
  • Funktioniert überhaupt alles oder gibt es bei verschiedenen Nutzergruppen technische Probleme? Gibt es Probleme bei anderen Voreinstellungen am browser oder bei hohen Sicherheitseinstellungen?
  • Klagen am Thema interessierte Testpersonen über unnötige oder fehlende Textpassagen? über Ermüdung beim Lesen und sich mehrendes Desinteresse?

Ergänzend ist eine technische und methodische Funktionsprüfung des Inhalts an sich angebracht. Dabei wird ein Teilinhalt auf seine genaue Funktion hin untersucht, unabhängig davon, ob es sich um Klartext oder ein sonstiges Medium handelt.
Zuerst stellt sich die Frage, ob der Teilinhalt für das Verständnis notwendig ist, rein dekorativ ist, eine Nutzerhilfe darstellt oder eine andere Funktion hat. Ist der Teilinhalt für das Verständnis des Dokumentes notwendig, so ist er als Textsegment zu formulieren. Handelte es sich zuvor um ein anderes Medium wie Bild, Film oder Ton, so kann dieses nach der Formulierung als Text wieder als Alternativansatz und Nutzerhilfe sinnvoll ergänzt werden. Handelt es sich um ein dekoratives Element, so ist das daran erkennbar, daß es für das Verständnis des Dokumentes nicht notwendig ist und ein Fehlen inhaltlich nicht weiter auffallen täte. Idealerweise können solche Teile mit css realisiert und unabhängig vom eigentlichen Inhalt bereitgestellt werden. Teilweise mag sich das nicht ganz optimal so umsetzen lassen. Wenn es sich dann um Bilder oder andere multimediale Objekte handelt, kann die anzugebende Textalternative einfach leer gelassen werden, womit das Objekt als unwichtig und dekorativ gekennzeichnet wird. Der Leser kann solche Objekte ohne Schaden für das Verständnis komplett ignorieren. Zwischen diesen beiden Extremen stehen die Nutzerhilfen, welche nicht rein dekorativ sind, aber sehr nützlich für den Leser sein können. Eine Optimierung dieser Dokumentteile besteht darin, dafür Methoden zu wählen, die beim Nutzer auch möglichst sicher und ohne weiteres funktionieren werden. Es könnte angenommen werden, daß zum Beispiel java-script Funktionen solcher Nutzerhilfen übernehmen können. Diese Sprache ist jedoch aufgrund von Sicherheitsrisiken für den Nutzer oft nicht in browsern installiert oder aktiviert, daher ist es besser, diese durch eine andere Strukturierung zu vermeiden oder durch serverseitige Methoden zu ersetzen. Da java-script auch oft verwendet wird, um Nutzer zu bevormunden, ist diese Sprache stark in Verruf geraten. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß es für java-script keine sinnvolle Anwendung gibt, die nicht mit anderen Methoden besser, also für den Nutzer zugänglicher umsetzbar wäre. Bei neu erstellten Dokumenten sollte daher von vorne herein auf java-script verzichtet werden.

Proprietäre Multimediaobjekte wären ebenfalls durch Klartextstandardformate zu ersetzen, um für die Zukunft eine optimalere Zugänglichkeit zu gewährleisten. Bei einer aktuellen starken Verbreitung des proprietären Formates kann es für manche Nutzer aber auch hilfreich sein, wenn dieses in der Übergangszeit noch alternativ zum Standardformat angeboten wird. Typisches Beispiel ist das derzeit im Bereich Vektorgraphik und Animation stark verbreitete SWF. Dieses wäre dann durch den Standard SVG zu ersetzen. Die alte SWF-Datei kann weiterhin zusätzlich für Nutzer angeboten werden, deren Darstellungsprogramme das derzeit weniger verbreitete SVG noch nicht unterstützen. Bei der Neuerstellung derartiger Multimediaobjekte wird der Autor hingegen gleich auf SVG zurückgreifen, und auf SWF verzichten, weil die Programme zur Erzeugung von SWF nicht frei verfügbar sind und es sich dabei nicht um ein Klartextformat handelt.

Das eigentliche Thema ist der zentrale Teil des Projektes, der Textinhalt der zentrale Teil des Einzeldokumentes. Dekorative Elemente und auch das ebenfalls wichtige Menü müssen vom Gewicht her deutlich dahinter zurücktreten. Einfache, überschaubare Strukturen erleichtern es dem Nutzer, sich zu orientieren.

Projektinterne Verweise im fließenden Text sollten allenfalls sehr sparsam verwendet werden. Labyrinthische Navigationsstrukturen im Fließtext werden den Leser eher verwirren, sind daher zu vermeiden.

Verweise aus dem Projekt hinaus in andere Projekte sollten eindeutig gekennzeichnet werden, damit der Leser nicht die Orientierung verliert. Zu diesem Zwecke kann zum Beispiel das title-Attribut beim a-Element genutzt werden. Auch zuvor eindeutig definierte Symbole vor einem solchen Verweis werden gern genutzt und sind dem erfahreneren Leser von anderen Projekten her vermutlich bereits bekannt, stellen also ebenfalls eine Orientierungshilfe dar, so daß sich der Nutzer leicht entscheiden kann, ob er den Verweis im gleichen Darstellungsprogramm-Fenster oder in einem neuen öffnet, um später an der Verweisstelle mit der Lektüre direkt fortfahren zu können.

Ein Literaturverzeichnis wird bei vielen Themen für den Leser hilfreich sein, um Teilaspekte der Darstellung zu vertiefen oder um Originalquellen von Zitaten nachzuschlagen. Bei internet-Projekten sollte besonders darauf geachtet werden, gute Quellen im internet anzugeben, die der Nutzer ohne weiteres und sofort einsehen kann. Denn bei der Nutzung dieses Mediums liegt zurecht die Erwartungshaltung vor, qualitativ brauchbare Erstinformation sofort und kostenfrei zur Verfügung zu haben, ohne umständlich Bibliotheken aufsuchen zu müssen oder gar gleich Bücher kaufen zu müssen. Derartige Informationsquellen eignen sich eher zur weiteren Vertiefung und sollten in diesem Sinne natürlich ebenfalls nicht verschwiegen werden, wenn keine gleichwertigen Informationen im internet zur Verfügung stehen. Nachteile von internet-Quellen sind natürlich deren zeitliche Fluktuationen in der Verfügbarkeit und im Inhalt, die es erforderlich machen werden, solche Quellen ab und an zu überprüfen, um das eigene Verzeichnis aktuell zu halten.

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