Über mich

Dr. O. Hoffmann

Arbeit und Gesellschaft

Arbeit ist ja kein Wert an sich. Arbeit ist kein Selbstzweck. Arbeit im menschlichen Sinne ist zielgerichtetes Handeln. Um ein Ziel zu erreichen, ist etwas zu tun. Wer seine Ziele erreicht hat, hat im Grunde auch nichts Dringendes zu tun.

Wenn das Gleiche ohne oder mit weniger Arbeit erreicht werden kann, ist es erstrebenswert, einzusparen was überflüssig ist. Arbeitslosigkeit in dem Sinne ist somit keine Bedrohung oder ein Zustand, den es zu bekämpfen gilt. Ist die anfallende Arbeit erledigt, bietet das auch die Möglichkeit, sich anderen Ideen und Beschäftigungen zu widmen. Die eigentlichen Probleme liegen also eher darin, sinnvolle Arbeit zu identifizieren und für die Gemeinschaft kontraproduktive Arbeit gar besser zu vermeiden. Die verbleibende anfallende sinnvolle Arbeit ist angemessen unter den beteiligten Personen zu verteilen, etwa gemäß der Leistungsfähigkeit, der Möglichkeiten und Fähigkeiten der Einzelnen.

Eine unangemessene Aufteilung wird hingegen als ungerecht empfunden. Überflüssige Arbeiten stellen ein weiteres Problem dar, sie halten von Wichtigerem ab und werden von den Ausführenden schnell als sinnlos identifiziert. Überflüssig ist eine Arbeit, wenn Anstrengungen unternommen werden, die niemandem nutzen, weder Wissen noch Glück und Wohlbefinden steigern. Kontraproduktiv ist eine Arbeit, wenn sie diese Eigenschaften sogar noch mindert. Glück und Wohlbefinden lassen sich zudem nicht unbegrenzt steigern, oft lassen sie sich sogar recht einfach durch Verzicht überflüssiger Beschäftigung und selbstbestimmtes Handeln und Denken erreichen.

Ebenso wie die Arbeit sind die produzierten Güter angemessen zu verteilen. Eine schlechte Verteilung und mangelnde soziale Solidarität hat zur Folge, daß soziales Elend Vieler einerseits und übermäßiger Reichtum einer kleinen Bevölkerungsschicht andererseits zu Konflikten führt.

Arbeit ist Mittel zum Zweck. Wenn eine Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist, Arbeit und Produktionsgüter fair zu verteilen, so hat dieses System versagt. Wenn Menschen in Elend und Angst und Streß leben, unglücklich sind, obwohl genug für Alle da ist, so liegt das sicher nicht direkt am Fehlen von Arbeit, sondern an einem falschen Gesellschaftssystem, an falschen Werten und Prioritäten und unsinnigen Vorstellungen davon, was wichtig ist, was erstrebenswerte Ziele sind und was nur Mittel, um sie zu erreichen.

Wer lernt, die richtigen Fragen zu stellen, wird auch die Antworten erarbeiten können, die verständlich und nützlich sind. Fehlende Logik in der Argumentation und Verwechslung von Mitteln und Zielen kann kein Weg sein, um zielgerichtet nach Verbesserungen zu suchen. Wer nicht denken und richtig planen kann, wird ja allenfalls zufällig mal etwas Sinnvolles tun, meist doch aber schädliche und unnütze Arbeit fordern oder gar leisten. Natürlich, wo keine Ziele sind, können auch die Mittel nicht zielgerichtet eingesetzt werden.

Auch Geld ist ein Mittel zum Zweck. Geld an sich hat nur eine Bedeutung durch die Ziele, die damit erreicht werden können. Genau wie die Arbeit gilt es hier, sich immer wieder die eigentlich Funktion ins Gedächtnis zu rufen und nicht aus dem bloßen profanen Mittel einen Gott zu machen, ein albernes, nichtssagendes Symbol, dessen fehlende Bedeutung niemand mehr erkennt.

Die Verehrung von Arbeit, Geld, Wachstum und Börsenhandel hat schon geradezu religiöse Züge angenommen. Doch diese neuen Götter sind nicht minder gefährlich als die alten. Wenn Arbeit und Börsenhandel zum Gottesdienst für die Götter Geld und Wachstum werden, so bleibt kein Raum für logisch durchdachte Konzepte, nachhaltiges und ressourcenschonendes Handeln und Wirken. Natürlich, die Fehler der Vergangenheit zu beheben, deren Schäden zu beheben und gedankenlos gleich neue Fehler zu begehen, schafft eine Menge Arbeit, nur dient diese niemandem, schon gar nicht zukünftigen Generationen, die mit unserem Geld und unserem Wachstum nichts mehr anfangen können, wenn davon für sie nichts von praktischem Nutzen mehr bleibt.